Der Grüne Kreis


Der Begriff "Kreis" kam im Kösener bald nach 1860 auf, also zu einer Zeit, als durch den 1855 wieder belebten Zusammenschluß der deutschen Corps die Beziehungen der einzelnen Corps zueinander verstärkt und auch erweitert worden waren. Damals sprach man allerdings nicht von "Kreisen" schlechthin, sondern nur von "Kartellkreisen" und verstand darunter als Sammelbegriff bestimmte Gruppen von Corps, die durch enge Kartellbeziehungen miteinander verbunden waren. Die Namen der Kartellkreise kamen von den Hauptfarben der Beteiligten her. So erhielt der "blaue Kreis" seine Bezeichnung von dem bis 1905 bestehenden alten "blau-gold-roten Kartell" der Marburger Teutonen, Leipziger Lausitzer und Göttinger Hannoveraner, der "weiße Kreis" von der Hauptfarbe der seit 1828 im Kartell stehenden Heidelberger Sachsen-Preußen und Bonner Preußen; der "schwarze Kreis" von dem Kartell der Jenenser Thüringer und Göttinger Braunschweiger, und auch der Name des "grünen Kreises" soll sich noch von dem Grün der Jenaer Franken, Leipziger Meißener und Heidelberger Westfalen herleiten. Spätere Bezeichnungen (rot, auch von silbern, grau und gelb sprach man zuweilen) mußten jedoch um so mehr willkürlich gewählt werden, als ja die meisten Hauptfarben bereits besetzt waren. Mit der Zeit wurden den Kartellkreisen auch die nur mit einzelnen Corps Befreundeten hinzugerechnet, die in Kösen - denn hier entstand der Begriff überhaupt - beim Kommers an einem gemeinsamen Tisch Platz zu nehmen pflegten. Das führte dazu, daß nun nach und nach nicht mehr von "Kartellkreisen", sondern einfach von "Kreisen" gesprochen wurde.
Soviel zur Entstehung des Begriffs "Kreise".

(Quelle: Handbuch des Kösener Corpsstudenten, 4. Ausgabe, 1953) | Sollte es neuere Kreis-Informationen geben, bitte einen Quellen-Hinweis an den Webmaster!

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